Filmklasse

 

Montag | 06.11.2023 | 19:00 h

Prof. Gerhard Büttenbender / Kasseler Filmkollektiv

(kuratiert und präsentiert von Peter Hoffmann)

Bevor Gerhard Büttenbender 1972 an die HBK Braunschweig berufen wurde, gehörte er zum Leitungsteam des Jugendhofs Dörnberg, einer hessischen Bildungsstätte in der Nähe von Kassel. Mit der 1967 infolge von Seminaren von Werner Nekes und Bazon Brock begonnenen Filmarbeit entwickelte sich hier das 'Kasseler Filmkollektiv', das bis 1972 eine ganze Reihe kurzer und längerer Filme produzierte, für die pädagogische wie auch experimentelle Ansätze bestimmend waren. Gerhard Büttenbender war der ideologische Kopf des Kollektivs, dessen klassenkämpferische Ausrichtung ihm schließlich die Stellung am Dörnberg kostete. 1972 kuratierte er zusammen mit Sigurd Hermes das Filmprogramm der Documenta 5. (PH)

 

Filmprogramm (65 min):

Werner Nekes - Vis-à-vis
11 min | 1968 |16mm | bw | silent | OV (nodialog)

Kasseler Filmkollektiv - Der Höcherl
25 min | 1969 | digifile (16mm) | bw | sound | OVde

Kasseler Filmkollektiv - Vertrauende Liebe - Glühender Hass
29 min | 1969 | digifile (16mm) | col | sound | OVde

 

Gerhard Büttenbender (*1938), Studium Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte und Freie Kunst. 1968-71 Filmarbeit in einem Produktionskollektiv mit Adolf Winkelmann, Jutta Schmidt, Gisela Büttenbender: Experimentelle Kurz-Filme, 'Zielgruppenfilme', 1970 "Heinrich Viel" (Grosser Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, 1970). 1972 Teilnahme an der Ausstellung documenta 5. 1972 Berufung an die HBK, Aufbau und Leitung der künstlerischen Fachklasse für Film/Video (seit 1990 zusammen mit Birgit Hein). 1978-83 Rektor der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Emeritiert 2003.

Peter Hoffmann (*1957) drehte ab Ende der 1980er Jahre Kurzfilme auf Super8, später auch zwei persönlich-dokumentarische Langfilme. Seit Anfang der 1990er Jahre gehört er zum Kollektiv des Kino im Sprengel in Hannover, und organisiert dort Veranstaltungen und Filmreihen, seit 2015 schwerpunktmäßig mit dem sog. "anderen Kino" der Endsechziger.

 

Text zum 40sten Jubiläum der Filmklasse
von Gerhard Büttenbender


Die Initiative zur Einrichtung einer Filmklasse an der HBK Braunschweig war von den Studentinnen und den Studenten ausgegangen und von einigen Professoren aufgegriffen worden. Der Aufbau der Filmklasse war von Anfang an Teamwork - sowohl materiell als auch konzeptionell. 1972 erlebten wir die ursprünglichen Freuden gemeinsamen kreativen Arbeitens, die Befreiung aus dem Getto von Entfremdung und Isolation. Gegen die Produktion isolierter Konkurrenten war und ist es notwendig, nichtautoritäre, kollektive Formen der Aneignung von Fähigkeiten aufzugreifen und weiter zu entwickeln zugunsten einer menschlichen Gesellschaft, in der der Mensch Vorrang hat vor dem Kapital, in der Vernunft regiert und nicht Macht und Geld.



[ Abbildung oben: aus dem Film „Vertrauende Liebe - Glühender Hass“ vom Kasseler Filmkollektiv ]