Das Filmforum der HBK präsentiert im Sommersemester 2016:

   

 

Montag | 16.06.16 | 19:00 h
ACHTUNG: Vorführung im Universum

Chantal Akerman – Jeanne Dielman

(eigentlich: Jeanne Dielman, 23 Commerce Quay, 1080 Brussels)
(Kooperation mit den Medienwissenschaften / Prof. Heike Klippel)

Der Film zeigt drei Tage im Leben einer Hausfrau und alleinerziehenden Mutter. Während dieser Zeit geschehen kleine Veränderungen in den alltäglichen Abläufen, die sich steigern und schließlich zu einer Katastrophe führen. Eine strenge zeitliche Einteilung und eine beobachtende Darstellung des Geschehens etablieren den ersten Tag der Erzählzeit als ‚Norm‘, um diese während der folgenden beiden Tage einem scheinbar gleichmäßig zunehmenden Zersetzungsprozeß zuzuführen. (HK)

 

     
   

 

Chantal Akerman – Jeanne Dielman
(eigentlich: Jeanne Dielman, 23 Commerce Quay, 1080 Brussels)
201 min | 1975 | DCP (35mm) | col | mono | OVfr (UTen) | BE+FR



Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles (Belgien 1975) zeigt drei Tage im Leben einer Hausfrau und alleinerziehenden Mutter. Während dieser Zeit geschehen kleine Veränderungen in den alltäglichen Abläufen, die sich steigern und schließlich zu einer Katastrophe führen. Eine strenge zeitliche Einteilung und eine beobachtende Darstellung des Geschehens etablieren den ersten Tag der Erzählzeit als ‚Norm‘, um diese während der folgenden beiden Tage einem scheinbar gleichmäßig zunehmenden Zersetzungsprozeß zuzuführen.
Die einzelnen Handlungselemente werden in langen Einstellungen mit unbewegter Kamera gezeigt, und den profanen Verrichtungen wird viel Zeit eingeräumt. Dadurch entsteht der Eindruck einer außerordentlichen filmischen Opulenz: Wunderbar farbig ausgewogene, symmetrisch komponierte, brillante Bilder, auf denen man sieht, wie Kartoffeln geschält oder Schuhe geputzt werden. Gespielt vom Nouvelle-Vague-Star Delphine Seyrig, hat die 2015 verstorbene Chantal Akerman damit eine der prominentesten Hausfrauen der Filmgeschichte, insbesondere des feministischen Films inszeniert.
Neben dem ästhetischen Genuß an der stilistischen Konsequenz und der Beeindruckung durch die in Realzeit gezeigten Alltagsverrichtungen liegt ein weiteres Faszinosum von Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles im enigmatischen Handeln der Hauptfigur. Das Publikum ist in diesem Film in besonderem Maße auf sich selbst zurückgeworfen, denn durch die Dauer der Einstellungen und die Dichte der Oberfläche entstehen Freiräume für die Zuschauer_innen, die im Spielfilmkino sonst nicht gegeben sind. Die Rezeption schwankt zwischen der Konzentration auf die Eigenarten dessen, was zu sehen ist und dem Versuch, dieser Oberfläche Tiefe abzugewinnen und die hintergründige Subjektivität von Jeanne Dielman zu entschlüsseln.
(Prof. Heike Klippel)


(Universum Filmtheater, Neue Straße 8, 38100 Braunschweig.Studierende der HBK erhalten freien Eintritt. Die Veranstaltung wurde mit Studienqualitätsmitteln gefördert).


 

[ Abbildung oben: aus dem Film „Jeanne Dielman“ ]

 

Übersicht Sommersemester 2016

 

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