Das Filmforum der HBK präsentiert im Sommersemester 2010:

   

 

Montag | 31.05.2010 | 19:00 h [92 min]

Klassiker reloaded 15 - Michael Snow (60er/80erJahre)

Michael Snow | Wavelength | 45 min | 1967 | 16mm | CA
Michael Snow | So Is This | 47 min | 1982 | 16mm | CA

 

Michael Snow | Wavelength | 45 min | 1967 | 16mm | CA
Michael Snow revolutionierte die internationale Avantegardefilm-Szene wie kein anderer mit seinem Film 'Wavelength'. Der Grundkonzeption nach ist dies ein rein 'formaler' Film: er besteht aus einer einzigen, 45 Minuten langen Kamerafahrt durch einen Raum hindurch, die begleitet wird von einem langsam ansteigenden Sinus-Ton.
Anfangs sieht man das große Studio, einen New Yorker 'Loft', in der Totale; hinter den Fenstern auf der anderen Seite des Raums ist Straßenverkehr sichtbar. Während die Kamera sich durch den Raum hindurchbewegt, [...] wird es mehrfach Nacht und wieder Tag. Die Kamera bewegt sich schließlich auf eine Stelle zwischen den Fenstern des Raumes zu, an der eine Fotografie hängt; wie man erkennt, zeigt sie eine bewegte Meeresoberfläche; am Ende rückt die Kamera dem Foto so nahe, dass nur noch Wellen aus der Leinwand zu sehen sind.
Die Faszination des Films erklärt sich aus der Verklammerung des formalen Prinzips der Kamerafahrt, das den Film ausschließlich zu bestimmen scheint, mit Rest-Elementen der Realität [...]. Auch das, was durch die Scheiben der Fenster auf der Straße erkennbar ist, konstruiert ein Gegenelement zu der reinen, abstrakten 'Form'. Diese 'Unreinheit', der Umstand, daß die Realität in ihm eben doch nicht ganz ausgetilgt ist, gibt dem Film seine innere Spannung. (Ulrich Gregor)

Michael Snow | So Is This | 47 min | 1982 | 16mm | CA
"'So Is This' transformiert ein elegant einfaches Konzept in ein unvorhersehbares, reichhaltiges Erlebnis. Der Film ist ein Text. Jede Einstellung besteht aus einem leinwandfüllenden Wort in weißen Buchstaben vor schwarzem Hintergrund. Mit formalistischer Kriegslust droht 'So Is This' seinen Zuschauern, sie zum Lachen zu bringen, zum Weinen und dazu, 'die Gesellschaft zu verändern'. Auch Beichte abzulegen, verspricht er. Zwar hat der Film sehr viel von Snows Persönlichkeit - seine 'Canadian-ness', seine Bevorzugung von Humor gegenüber Ironie, seine Obsession für die Chronologien der Kunstwelt (wer hat was zuerst gemacht). Doch die einzige Beichte, die abgelegt wird, ist sein stillschweigendes Eingeständnis, für Kritik empfänglich zu sein. Snow nutzt die ganze Breite des Diskurssystems seines Films, um sein Publikum zu verulken. Vieles davon ist ziemlich witzig, doch 'So Is This' ist mehr als eine Ansammlung von Gags. Snow gelingt es, sowohl Bild als auch Text zu entfremden und kreiert eine Art bewegte konkrete Poesie. Gleichzeitig macht er einer theoretischen Debatte, die seit den 60er Jahren sporadisch geführt wird (Ist Film eine Sprache?) einen Strich durch die Rechnung.
Wenn du ihn lässt, erweitert Snows Film deine Definition davon, was Film sein kann - das ist Kino und 'So Is This'." (Jim Hoberman)

 

Übersicht Sommersemester 2010 - Klassiker reloaded 2

Übersicht Wintersemester 2009/2010 - Klassiker reloaded 1

 

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